Ratefuchs
Eine Angelegenheit mit Folgen: als Kandidat bei "Jeopardy".
"Sie gilt als Deutschlands quotenstärkste Nachmittags-Game-Show: Jeden Tag suchen pünktlich ab 17 Uhr drei Superhirne nach Antworten - nein, eher nach Fragen." - "Mööööp!" -"Was ist Jeopardy?" "stadtmagazin"-Mitarbeiter Kai Kolwitz auf der Suche nach Ruhm, Ehre und Frank Elstner.
Eins vorab: Wenn mich irgendjemand für meinen eigentlichen Job vernünftig bezahlen würde, dann wäre wohl alles anders gekommen. So aber finde ich mich mit fünfzig anderen in einem Hörsaal der Universität Köln wieder, höre Sätze wie: "Bitte einen Platz bis zu ihrem Nachbarn freilassen - und nicht abgucken. Wir werden ein Auge drauf haben!" und frage mich, warum ich damals eigentlich mein Studium abgebrochen habe. Doch das ganze ist keine weitere Klausur, sondern der erste Kandidaten-Vortest für "Jeopardy": Macht aber keinen großen Unterschied. Zu fünfzig Definitionen aus der Sendung gilt es Antworten zu finden: "Dieser ehemalige Kinderstar aus den dreißiger Jahren ist heute US-Botschafterin in Prag." - "Ääääh!?" Der Mensch in der Reihe vor mir erzählt mir stolz, daß er alle Folgen der Gameshow auf Video hat und damit trainiert hat. Naja...
Wie viele meiner Fragen jetzt richtig oder falsch waren, erfahre ich leider
nicht, dafür finde ich mich wenig später vor einer Videokamera
wieder: "Hallo, mein Name ist Hans Müller" - "Mein größter
Traum ist es, ein eigenes Zimmer für meine dreitausend Bücher
zu haben" - "Ich bin Fortuna Düsseldorf-Fan." Kollege
Frank hat es leider nicht geschafft und würdigt mich keines Blickes
mehr. Erfolg macht einsam. Schließlich und endlich kommt der Anruf:
Eine namenlose Jury hat mich für würdig an Intellekt und Ausstrahlung
befunden, und nun Herr Kolwitz finden Sie sich doch bitte am Mittwoch in
Köln-Hürth ein, um als Kandidat in unserer fabulösen Show
mitzuwirken - und bringen Sie fünf fernsehtaugliche Outfits mit.
Am Set dann gelöste Fließbandatmosphäre. Pro Tag werden vier Sendungen aufgezeichnet, zwei Wochen lang, dann kann RTL erst mal wieder drei Monate senden. Fünf fernsehtaugliche Geschichten für den Small-Talk in der Sendung muß ich mir um zehn Uhr morgens aus dem Kopf drücken, fünf telegene Kleidersätze werden zurecht gelegt - wer zu wenig hat, dem hilft der produktionseigene Fundus. Dann spielen wir eine Probesendung - ich biete meinem härtesten Konkurrenten einen Deal an: "Halbe halbe?" Will er aber nicht.
Dann, viel später, geht es los: Was ist das so heiß hier? Meine
Schminke verläuft und ich überlege krampfhaft, wie ich diesen
verdammten Drücker am schnellsten bedienen kann - das eigentliche Geheimnis
der Sendung. Frank Elstner läuft am Set ein. Na ja, kleiner ist er
als im Fernsehen - und älter. Aber sehr routiniert. Und dann? Das sehen
Sie am 22. Januar im Fernsehen - nur soviel, die Sache wird Folgen haben...
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