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STAATSANWÄLTE ERMITTELN Schwarze Konten an der Uni? Von Kai Kolwitz Die Universität Frankfurt/Oder neigt offenbar zu kreativer Buchführung: Das brandenburgische Wissenschaftsministerium wirft ihr vor, Semesterbeiträge von Studenten auf Schattenkonten verbucht und die Zinsen kassiert zu haben. Geld soll auch auf ein Privatkonto geflossen sein. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Wegen des Verdachts der Untreue untersucht die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder die Haushaltsführung der Europa-Universität Viadrina. Das Potsdamer Wissenschaftsministerium hatte Anzeige erstattet. Nach Darstellung des Ministeriums hat die Universität Geld aus den Semesterbeiträgen und Immatrikulationsgebühren der Studenten nicht, wie vorgeschrieben, unverzüglich an das Ministerium weitergeleitet. Stattdessen seien die Summen zunächst auf Festgeldkonten geparkt und erst später nach Potsdam überwiesen worden. Die Zinsen aus der Anlage habe die Hochschule für sich behalten.
Um welche Summen es sich handeln soll, ob und wie lange sie zweckentfremdet wurden und seit wann das Verfahren praktiziert wurde, darüber gibt es noch keine konkreten Erkenntnisse. Ein Rechenbeispiel ernüchtert allerdings eher, als dass es den Gedanken an erhebliche krimineller Energie aufkommen lässt: Gut 4000 Studenten hat die 1991 wieder gegründete Europa-Universität Viadrina nach den Informationen auf ihrer Website. Jeder Student überweist jedes Semester rund 200 Euro, wenn man die Gebühren für Einschreibung oder Rückmeldung, den Satz für das Semesterticket und den Sozialbeitrag zusammenrechnet. Legt man dieses Geld zu einem Jahreszins von fünf Prozent an, so beträgt der Gewinn pro Monat etwa 3500 Euro - eine überschaubare Summe. Konsequenzen sind noch offen Die Hochschule selbst will sich zu diesem Thema nicht detailliert äußern. Nur ein kurzes Statement gibt es von Sprecherin Annette Bauer: Bei den vom Ministerium beanstandeten finanztechnischen Maßnahmen handele es sich um die kurzfristige zinsgünstigste Anlage der Immatrikulations- und Rückmeldegebühren, die der Universität zugute gekommen sei. Zu den Beschuldigten gehört der Verwaltungschef der Uni, Kanzler Peter Stahl; hinzu kommen Mitarbeiter, die mit Finanzen und Haushalt befasst waren. Auch disziplinar- und haushaltsrechtliche Schritte behält sich das Wissenschaftsministerium vor. Über dienstrechtliche Konsequenzen soll allerdings erst entschieden werden, wenn die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen hat. Bereits entlassen wurde offenbar allerdings eine andere Mitarbeiterin, die das System dazu benutzt haben soll, Geld auf ihr eigenes Konto umzuleiten. Auch gegen sie laufen derzeit Ermittlungen. Im Zuge des Verfahrens waren stichprobenartig auch andere Brandenburger
Hochschulen überprüft worden. Allerdings ist Frankfurt/Oder nach den
bisherigen Erkenntnissen des Ministeriums die einzige Universität, an der
es zu finanziellen Auffälligkeiten kam.
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29. August 2003 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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