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CASEMODDING Bunte Hüllen leuchten in der Nacht Von Kai Kolwitz Form follows Function - wenn es irgendein Produkt gibt, für das diese Regel noch gilt, dann ist es der Computer. Bis auf ein paar Notebooks und Apple-Rechner dürfte es unter 99 Prozent aller Schreibtische ganz genau gleich aussehen: quadratisch, praktisch, grau.
Doch wo es an industriell gefertigten Lösungen fehlt, da schafft sich private Kreativität Raum: So sieht Rainer Wingenders aktueller PC aus wie ein High-End-Röhrenverstärker - und eigentlich ist er auch einer. Denn der 40-jährige Niederbayer hat es geschafft, Mainboard und CD-Laufwerk mit einer 2 x 50 Watt-Endstufe zusammenzuspannen. Das Ganze ist in einer selbstgebauten Hülle aus gebürstetem Alu verpackt, die Verstärkerröhren ragen oben heraus - sogar eine VDE-Zulassung hat der Zwitter. "Inzwischen hast Du Deine Musik sowieso meistens auf der Festplatte", meint der Tüftler. "Wenn Du mit diesem Rechner auf eine Party gehst, musst Du nur noch Boxen anschließen, und alles ist fertig." Rund um die individuelle Verschönerung des Computers ist in den vergangenen Jahren eine Szene entstanden, die im Internet Bauanleitungen austauscht, Umbauten präsentiert und sogar Deutsche Meisterschaften austrägt. Erlaubt ist, was gefällt: PC-Einbauten in Kondomautomaten sind genauso bekannt wie in Rechner umgewandelte Tischkopierer oder Bierkästen - nur der CD-Schacht unter dem Tragegriff verrät den wahren Inhalt der Beck's-Kiste. Sein Röhren-PC hat Wingender alias heaDrOOMx beim letzten Mal einen zweiten Platz eingebracht. Plexiglas gegen Langeweile Komponenten zum Umbauen lassen sich sogar schon fertig erwerben: fluoreszierende Kabel, Neonröhren, die den Rechner im Dunkeln adäquat zur Geltung bringen, Displays, auf denen sich die CPU-Temperatur oder das Musikstück anzeigen lässt, das gerade im Winamp läuft. Damit der ganze Lichterglanz auch adäquat zur Geltung kommt, gibt es dazu Seitenwände mit Fenstern oder gleich ganze Plexiglasgehäuse.
Bei Wingender hat es dagegen einfach damit angefangen, dass er seinen Rechner leiser bekommen wollte. Da er bis dahin schon an Autos und Motorrädern geschraubt hatte, baute er das Gerät dazu einfach auf Wasserkühlung um. Die nötigen Komponenten und Schläuche wurden auf dem Gehäuse angebracht und am Ende sah das ganze recht nett aus. Seinen bisher größten Wurf landete der Schrauber allerdings mit einer "AMD Big Block" getauften Konstruktion. Zwei Standardgehäuse plus eine Menge Komponenten vom Schrottplatz und aus dem Autozubehör haben den PC in die Imitation eines amerikanischen V8-Motors verwandelt - inklusive Kühlerventilator, Anzeige für Öltemperatur und Auspuffrohr. Ultimative Wohlfühl-Landschaft Für den "Big Block" gab es im vorigen Jahr den Deutschen Meistertitel, obwohl der Schöpfer beteuert, dass er so etwas gar nicht im Auge gehabt habe. Trotzdem stecken Teile für etwa 3500 Euro und deutlich mehr als 1000 Arbeitsstunden in dem Renn-PC, den Wingender bis vor einem halben Jahr noch dazu benutzt hat, um damit ganz normale Word-Dokumente und Excel-Tabellen zu bearbeiten.
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24. Oktober 2003 | ||||||||||||||||||||||
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